Burnout - erkennen, anschauen, ändern
- utakoetting
- 11. Mai 2021
- 2 Min. Lesezeit
Es ist wie mit allem. Wenn wir mit einem Problem konfrontiert sind, ist es eine gute Idee, das Problem erstmal bewusst wahrzunehmen (Bewusstheit), es dann genau anzuschauen und alle Informationen zusammenzuführen (Wissen). Von hier aus können wir uns innerlich aufrichten (Haltung) und daraufhin eine kluge Entscheidung treffen.

Als ich in meinen Burnout geriet, habe ich all das nicht gewusst. Es war ein schleichender Prozess und somit irgendwie auch nicht aufzuhalten. Von Bewusstsein keine Spur, sonst hätte ich ja auf dem Weg irgendwann gemerkt, dass ich mir längst untreu geworden war. Das Ignorieren und Verleugnen aller Symptome konnte ja nur dazu führen, das mein Gesamtsystem irgendwann die Grätsche machen musste.
Ich selber bin kein Freund von Verallgemeinerungen. Der Begriff Burnout tendiert dazu, die verschiedensten Ausprägungen von menschlichen Überlastungs-Symptomen über einen Kamm zu scheren.
Damit wird den individuellen Gesichtern des Burnouts nicht Genüge getan.
Dasselbe gilt für die Depression. Man kann eine sehr anstrengende gedrückte, angstgeschwängerte Grundstimmung haben, ohne dabei antriebslos zu sein. Und umgekehrt.
Um so wichtiger, dass wir selbst gut für uns einstehen und all dem, was uns beschwert, den Raum geben, den es benötigt. Also jedes Symptom konsequent identifizieren und anerkennen. Nicht, in dem wir uns immer und immer wieder in den Geschichten unseres Leidens verlieren. Sondern in dem wir unsere Gefühle benennen und beschreiben und auch keine physische Reaktion übersehen. Selbstverleugnung ist kontraproduktiv und verstärkt depressive Verstimmungen.
Klares Adressieren von dem was ist, zieht den Schleier weg und öffnet uns für neue Möglichkeiten.
Dabei hilft, mit anderen darüber zu reden, in Resonanz zu gehen, die eigenen Wahrnehmungen zu teilen und an den Wahrnehmungen anderer teilzuhaben.
Jeder Burnout ist anders gelagert und fühlt sich für den Betroffenen anders an. Ich kann daher nur das teilen, was mir geholfen hat. Und auch das nicht von heute auf morgen, sondern in kleinen Babyschritten. Meine Magic Five:
- Ruhe (nicht zu viel, nicht zu wenig)
- Bewegung (nicht zu viel, nicht zu wenig)
- Spaß
- Verbundenheit
- Ernährung*
Letztlich geht es darum, die Selbstheilungskräfte des eigenen Systems zu aktivieren. Alleine mit den körpereigenen „Burnout-Killern“ können wir super viel für unsere Stimmung und unser seelisches Gleichgewicht tun. Dazu gehören Hormone, Neurotransmitter und endogene Morphine. Unser Körper ist ein fantastischer Produzent von diesen Motivatoren, Schmerzkillern und Stimmungsaufhellern. Im Rückblick finde ich es total irre, dass ich all die Werkzeuge, auf die ich jederzeit zugreifen konnte, so lange ungenutzt gelassen habe... Vielleicht ist etwas dabei, dass deine Burnout-Killer aktiviert.

Ins Tun zu kommen ist meines Erachtens immer der bessere Weg. Besser auf jeden Fall, als nichts zu tun, sich zu ergeben und als Opfer der Umstände zu fühlen. Ich muss den Burnout mit all seinen fiesen Begleiterscheinungen ja nicht direkt umarmen. Alles was recht ist. Aber er ist auch nicht zu verteufeln, nicht zu tabuisieren und nicht zu bekämpfen. Er ist Teil meines Lebens und somit ein Teil von mir. Er ist ein Teil, den ich zumindest akzeptieren und integrieren kann.
Ein paar seiner Aspekte werden mich vielleicht den Rest meines Lebens begleiten und immer mal wieder im Hoch und Tief des täglichen Seins in Erscheinung treten. Das sollte ok sein.
Das ist ok.
Passt gut auf euch auf, Leute und bleibt gesund!
* siehe dazu auch meinen Blog-Eintrag "Verdauungstrakt und Gehirn"



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