Was ist Burnout?
Nähern wir uns der Burnout-Definition
Es ist wie mit allem. Wenn wir mit einem Problem konfrontiert sind, ist es eine gute Idee, das Problem erstmal
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bewusst wahrzunehmen (Bewusstheit),
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es dann genau anzuschauen und alle Informationen zusammenzuführen (Wissen).
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Von hier aus können wir uns innerlich aufrichten (Haltung) und daraufhin eine kluge Entscheidung treffen.
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Als ich in meinen Burnout geriet, habe ich all das nicht gewusst.
Es war ein schleichender Prozess und somit irgendwie auch nicht aufzuhalten. Von Bewusstsein keine Spur, sonst hätte ich ja auf dem Weg irgendwann gemerkt, dass ich mir längst untreu geworden war. Das Ignorieren und Verleugnen aller Symptome konnte ja nur dazu führen, das mein Gesamtsystem irgendwann die Grätsche machen musste.
Es geht nicht darum, Burnout als Krankheit sondern den Menschen zu heilen!


Die Ausprägung und Qualität von Burnout-Symptomen ist vollkommen individuell!
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Ich selber bin kein Freund von Verallgemeinerungen. Der Begriff Burnout tendiert dazu, die verschiedensten Ausprägungen von menschlichen Überlastungs-Symptomen über einen Kamm zu scheren. Damit wird den individuellen Gesichtern des Burnouts nicht Genüge getan.
Dasselbe gilt für die Depression. Man kann eine sehr anstrengende gedrückte, angstgeschwängerte Grundstimmung haben, ohne dabei antriebslos zu sein. Und umgekehrt. Bei mir schlich sich das Gefühl von Depression in Kombi mit der Angst und den Panikattacken ein. Ich fühlte mich wie eingefroren, alles fiel mir sehr schwer, ich war erschöpft, ich hatte auch ein paar Wochen der absoluten Appetitlosigkeit – aber ich hatte nicht einen Tag, an dem ich nicht aus dem Bett gekommen, mich zurechtgemacht und ordentlich angezogen hätte -so wie es für Depressionen in der Regel beschrieben wird.
Fachliche Definition von Burnout
Burnout bedeutet buchstäblich, ausgebrannt zu sein.
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Die Symptomatik von Burnout wurde erstmals im Jahre 1974 von dem amerikanischen Psychotherapeuten Herbert J. Freudenberger beschrieben.
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Heute erfüllen bis zu 1/3 der arbeitenden Bevölkerung Kriterien von Burnout bzw. einer „Vorstufe“ dazu.
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Seit Mai 2019 steht fest: Die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization; WHO) hat Burnout als konkretes Syndrom in Form einer ICD Klassifikation definiert.
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Die ICD ist die International Classfication of Disease, ein international anerkanntes Klassifikationssystem für Gesundheitsstörungen. An ihr orientieren sich sowohl Ärzte und Ärztinnen, aber auch die Krankenversicherungen, wenn sie Diagnosen verschlüsseln.
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Ab Januar 2022, wenn die neue ICD als ICD-11 erscheint, wird Burnout dann definiert als Syndrom aufgrund von „Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann“​

Meine Meinung: Trennung zwischen beruflichem und privatem Kontext ist so unsinnig wie die Trennung zwischen geistigen und körperlichen Symptomen und Ursachen. Alles hängt zusammen.
Gekennzeichnet ist Burnout durch 3 Dimensionen:
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ein Gefühl von Erschöpfung
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eine zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job
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ein verringertes Leistungsvermögen im Beruf.
Diese „klassifizierte“ Definition lässt sich nur auf den beruflichen Kontext anwenden, während Erschöpfungszustände, verursacht durch andere, private, Lebensbereiche, nicht unter die Burnout-Definition fallen.
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Ärzte registrieren nun weltweit Burnout als Diagnose (dadurch werden auch statistische Untersuchungen zur Häufigkeit und dem Verlauf von Burnout vereinfacht)
Die Symptomatik ist nun also geklärt. Die viel wichtigere Frage ist ja aber: was sind die Ursachen für einen Burnout?
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Eine einzelne Ursache kann man meines Erachtens getrost ausschließen. Ein Burnout ist für mich ganz klar eine Beeinträchtigung des gesamten Systems, also unseres Selbst auf allen Ebenen: Körper, Geist und Seele.
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Geistige / seelische Ursachen
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Mangel an Self-Awareness
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keine, wenige Grenzen
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„obsessive“ Leidenschaft / hoher Stellenwert von Leistung
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Mangel an Selbstwertgefühl
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Ungeduld
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sich selbst untreu werden / Mangel an Selbstmitgefühl
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bei Stress Aufregung spüren statt Anregung
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Prädispositionen / Konditionierungen
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Hochsensibilität (hier findest du mehr dazu =>)
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Schlechter Umgang mit Gefühlen, Unterdrückung von Gefühlen, Bewertung von Gefühlen
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Ein größerer oder geringer Hang zur Angst ist angeboren (s. Studie von Kagan & Snidman 2009)
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Physische Ursachen
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Eppstein-Barr-Virus
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Ernährung (zu viel, zu unausgewogen, zu unregelmäßig) / Toxine
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mangelnde Bewegung
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mangelnder Sauerstoff
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Entfremdung von der Natur
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flache Atmung
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Mangel an Ruhe und Erholung
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Physische und psychische Gefühle sind tatsächlich oft nicht leicht voneinander zu trennen. Das Gefühl von Wut und Depression sitzt jeweils in der Magengegend bzw. beim Solarplexus und kann auch physisch durch Verdauungsstörungen im weitesten Sinne verursacht werden.

Wo auch immer du dich wiederfindest: nur deine Symptome und die Ursachen dafür sind relevant.
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Wenn du zu den Ursachen gefunden hast - und selbst wenn nicht - kannst du dich auf deinen eigenen Heilungsweg begeben. In dem Vertrauen, dass dich alle Informationen und Impulse erreichen werden, die du benötigst.
Ins Tun zu kommen ist meines Erachtens immer der bessere Weg.
Besser auf jeden Fall, als nichts zu tun, sich zu ergeben und als Opfer der Umstände zu fühlen.
Ich muss den Burnout mit all seinen fiesen Begleiterscheinungen ja nicht direkt umarmen. Alles was recht ist.
Aber er ist auch nicht zu verteufeln, nicht zu tabuisieren und nicht zu bekämpfen. Er ist Teil meines Lebens und somit ein Teil von mir. Er ist ein Teil, den ich zumindest akzeptieren und integrieren kann.
Ein paar seiner Aspekte werden mich vielleicht den Rest meines Lebens begleiten und immer mal wieder im Hoch und Tief des täglichen Seins in Erscheinung treten. Das sollte ok sein.
Das ist ok.